WETTBEWERB | AUTOBAHNKIRCHE

FRIEDLAND/ ROSDORF 2006

Preisgerichtsentscheidung am 06.10.2006:
1. PREIS

Entwurf:
Matthias Rüger
Charlotte Kolle

Mitarbeit:
Kristian Georg Diederichs
Sascha Liebetrau

Freiflächenplanung:
Wolfgang Wette

Bericht vom 18.10.2006 in der HNA
Bericht vom 13.10.2006 im Göttinger Tageblatt
Bericht im Baunetz vom 13.10.2006
Bericht vom 18.10.2006 im Göttinger Tageblatt

ERLÄUTERUNGEN:

KONZEPT CONTAINERBASILIKA

Anknüpfen an Urformen des Kirchenbaues.
Angelehnt an das Baukasten-System romanischer Kirchen wird aus Stahlcontainern eine kleine Autobahnbasilika gebaut.

Die Seitenschiffe aus je vier gestapelten Containern, darüber quer über dem Mittelschiff fünf Container.

Die Container innen als offene Rahmen, außen als Hülle.

Die Kirche umgeben von Wasser. Im Osten begrenzt von einer Wand aus hellem Beton. Darin eingeschnitten das Altarkreuz. Symbol für den Innenraum und deutliches Zeichen nach außen.

Das Wasserbecken gespeist vom Regenwasser des Gebietes. Die Fläche eingefasst von einem Röhricht – Gürtel.

Basilika, Wasserbecken und Vorplatz begrenzt von zwei Reihen Säuleneichen: Schutz.

Zur Kreuzwand der Basilika führen 12 Stahlplatten mit eingeschnittenen Kreuzen, über den Krähenberg sich ziehend. Landmarke und Wegweiser entlang der Autobahn. Kreuzwegmotiv und Spazierweg zur Spiritualität.

DER STANDORT
Ganz nah an der Autobahn. Sichtbar von dort. Die Autobahn sichtbar aus der Kirche.

DIE LANDMARKE – KREUZWEGMOTIV
Über die nördlich angrenzende, markant angeschnittene Kuppe des Krähenberg ziehen sich 12 Stahlblechplatten (Containerwände) mit eingeschnittenen Kreuzen. Sie sind Wegweiser entlang der Autobahn, als Landmarke, aus beiden Fahrtrichtungen auf die Kirche hinweisend und bis zu deren Kreuzwand führend. In diesem „Land-Art“-Objekt findet sich sowohl das Motiv des Kreuzweges, als auch – in seiner Fernwirkung – gleichsam der „Campanile“ der Autobahnkirche.

DAS GEBÄUDE
Aus Standardcontainern zusammengesetzt: klassischer Basilikagrundriss. Die Seitenschiffe jeweils aus vier Containern: je zwei hintereinander und übereinander. An den Außenseiten und im Dach bleiben die Containerwände bestehen, innenseitig bilden ihre Stahlrahmen frei im Raum liegende Stützen und Träger.
Das höher ragende Mittelschiff wird von fünf quer liegenden Containerrahmen überdeckt. Die Dachscheibe des Mittelschiffes ist gleichzeitig Aufstellfläche für Solarkollektoren. Gründächer bedecken die Seitenschiffe.
Das Mittelschiff ist nach Osten – hinter dem Altar – vollständig verglast, nach Westen – zum Eingang – wird ein Nartex gebildet, der nach außen durch Falttore geschlossen werden kann. Die Wand zwischen Nartex und Kirchenraum ist ebenfalls verglast. Die wandernde Sonne durchstreift den Inneraum durch die hoch liegenden Fenster über den Seitenschiffen.
Rechts und links vom Nartex zwei kleine Räume: Technik und Abstellraum.
Außen ist beherrschendes Material der roh und rostig belassene Stahl der Trapezbleche an den Containern.
Das Hauptdach und die Innenwände sind mit einfachen, furnierten Industriesperrholzplatten bekleidet.
Den Fußboden bildet schwarzer Asphaltestrich – in der Fortsetzung der Außenflächen.

DAS WASSER
Die Basilika steht in einem umlaufenden Wasserbecken. Das Becken wird gespeist aus dem tangierenden Regenwassergraben und entwässert auch dorthin. Zur biologischen Selbstreinigung des Wasserbeckens sind seitlich Röhrichtflächen vorgesehen.
Die Wasserfläche verlängert das Kirchenschiff bis hin zur Kreuzwand, die Blick und Wasserbecken im Osten begrenzen.

DIE KREUZWAND
Mit ihrem eingeschnittenen Kreuz ist sie Altarmotiv für den Kirchenraum und schafft Weite. Gleichzeitig ist sie beherrschendes Außenzeichen der Kirche.

ÖKOLOGIE | ENERGETIK
Die auf dem Dach unter der Struktur der Containerrahmen platzierten Module für Photovoltaik decken einen großen Teil des – geringen – Energiebedarfes der Kirche. Ein kleiner Technikraum ist vorgesehen. Das Wasserbecken speist sich aus Regenwässern – seine Röhrichtbepflanzung dient der Reinhaltung des Wassers. Das Becken wird integraler Bestandteil des Regenwassergesamtkonzeptes des Gebietes.

PARKEN | ANDERE NUTZUNGEN
In der West-Ost-Achse der Kirche liegt als „Vorplatz“ der Parkplatz. Direkt anfahrbar von der Kreisstraße, mit Ausfahrt zur Nebenstraße im Westen. Der Parkplatz soll einladen, direkt an die Kirche heranzufahren, um die Schwelle zum Kirchbesuch möglichst niedrig zu halten. Busparkplatz und Sanitärräume – im Container – ergänzen die Anlage.
Über die gleiche Zufahrt und vom Platz aus sollten die klassischen Nutzungen in Autobahnnähe angebunden werden: Tankstelle und Auto-Gastronomie. Gerade in der unmittelbaren Nachbarschaft zu diesen banalen Funktionen der Alltagskultur in einem Gewerbegebiet sehen wir Chance und Wirkung der stählernen Containerbasilika, der Autobahnkirche.