DREIFACHSPORTHALLE GROSS SCHNEEN

GROSS SCHNEEN 2016

Wettbewerb Ankauf

Veröffentlichung in Competitionline

Beurteilung durch das Preisgericht

Der Entwurf besticht durch das mit Einschnitten gegliederte Gebäudevolumen. Der kompakte Entwurf schafft zusätzliche Pausenhoffläche, die durch die geschickte Eingangslösung vielfältig genutzt werden kann. Der großzügige und angemessene Foyerbereich stellt dabei das Bindeglied zwischen Innen- und Außenraum dar. Die großzügigen Glasflächen der Halle lassen den Baukörper trotz der Zweigeschossigkeit weniger massiv erscheinen. Die Abrundung am Kirschgarten wirkt dagegen sehr unentschieden. Der Innenraum der Halle ist lichtdurchflutet und kann durch den außenliegenden Sonnenschutz auch für Wettkampfsituationen gut genutzt werden. Die Schulnutzung kann vormittags durch die Ausrichtung nach Westen auch ohne Sonnen- /Blendschutz erfolgen. Im Innenraum ist eine sehr gute Trennung des Zugangs zu den Tribünen im Obergeschoss und den Umkleiden möglich. Die Möglichkeit der natürlichen Belichtung und Belüftung der Umkleiden wird positiv gewertet. Die von zwei Hallenteilen zu nutzenden Geräteräume werden aus schulischer Sicht sehr begrüßt, ebenso wie die Option der Trennung von Verein- und Schulnutzung bei den kleinen Geräteräumen. Die Barrierefreiheit der Umkleiden ist nur teilweise dargestellt. Die Dachterrasse mit ihrem Außenbezug ist eine Bereicherung. Die Bauwerkskosten liegen sehr nahe beim Mittelwert aller Arbeiten. Die Arbeit lässt eine gute energetische Qualität in der Umsetzung erwarten. Insgesamt ist der Entwurf sehr angenehm eingefügt mit hoher gestalterischer und funktionaler Qualität.

Erläuterungstext

KONZEPT – Kompakter Baukörper, geringe Grundfläche. – Vergrößerter Schulhof und neue Fläche für Außensport. – 2-geschossiger Nebentrakt. – Feststehende Tribünen im 1. Obergeschoss. – Gymnastikraum im 1. Obergeschoss. STÄDTEBAU Der durchgehend gleichhohe Baukörper nimmt südlich zur Straße „Am Kirschgarten“ etwa die bestehende Baukante auf und erhält so einen baum-bestandenen „Puffer“ zur angrenzenden kleinteiligen Bebauung. Im Westen wird der notwendige Grenzabstand eingehalten – und auf Grund des kompakten Baukörpers verbreitert sich so der Schulhof auf der gesamten Länge um etwa 5 m. Im Norden bleibt der Neubau etwa 8 m hinter der momentanen Bauflucht zurück – so entsteht hier der Platz für ein neues Außensportfeld in einer Größe bis zu 18 x 25 m. Das Eingangsfoyer gegenüber des Schuleinganges zoniert die entstehenden Freiräume, nimmt die gewohnte Position des Einganges in die Sporthalle auf dem Schulgelände auf und ist gleichzeitig von der Straße „Am Kirschgarten“ durch den kräftigen Unterschnitt des Gebäudes gut wahrnehmbar. ÄUSSERES Der Neubau der Sporthalle zeigt das dominierende Material des Ortes: Roten Ziegelstein. Nicht behäbig, sondern heller, frischer, orangerot mit geschlämmten Fugen im gleichen Farbton. Dazu einfache, geradlinige, vorwiegend horizontal gegliederte Fenster- und Fassadenflächen. Kräftige Einschnitte am Foyer und für eine Terrasse im Obergeschoss akzentuieren den Eingang und reagieren auf den Schulbau. Der Zugang zu Schulhof und Sporthalle wird durch eine gerundete Ecke eingeleitet – auch Reminiszenz an das Schulgebäude. STRUKTUR | FUNKTION Der Entwurfsansatz reduziert die bebaute Fläche, indem alle Funktionen, die nicht auf Hallenebene liegen müssen, in das Obergeschoss verlagert sind. Auf Hallenebene liegen also die Umkleideräume, die Geräteräume sowie die spezifischen Nebenräume wie Lehrerumkleiden und 1. Hilferaum. Im Obergeschoss liegt oberhalb des Foyers der Gymnastikraum, über den Geräteräumen sind feststehende Tribünen für maximal 344 Personen angeordnet, incl. 6 Stellplätzen für Rollstuhlfahrer. Die vorgeschlagenen feststehenden Tribünen reduzieren Verkehrsflächen im Erdgeschoss, haben gegenüber mobilen Anlagen keinen Wartungsaufwand und sind jederzeit verfügbar, ohne die Spielfläche einzuschränken. Die gewählte Anordnung funktioniert auch bei dreifach unterteilter Sporthalle. Das Obergeschoss ist mit einem Aufzug barrierefrei erschlossen. Ebenso im Obergeschoss untergebracht sind die Technikflächen. Von hier sind alle raumlufttechnisch zu versorgenden Bereiche gut und einfach zu erreichen: die Sporthalle auf direktem Wege horizontal, die Umkleide- und Duschräume ebenso einfach, weil sie unter der Lüftungszentrale liegen. Die übrigen Nebenfunktionen sind im Erdgeschoss dort untergebracht, wo sie gebraucht werden: die Müllstation in der Nähe zur Straße, der Hausmeisterraum am Eingang und der Außengeräteraum am Außensportfeld. Eine besondere Option entsteht durch eine eingeschnittene Terrasse im Obergeschoss: sie dient zunächst der natürlichen Belichtung und des Außenraumbezuges der Besucherzone – ermöglicht aber auch im Rahmen von Veranstaltungen oder Events besondere Nutzungen wie Bewirtung, Pausenzone oder Ähnliches. KONSTRUKTION Der Entwurf sieht eine wirtschaftliche Mischkonstruktion vor: Die weitspannenden Träger über der Halle als Brettschichtholzbinder. Darauf – auf Koppelträgern – eine Trapezblechdeckung, das Dach als Warmdach mit Gründachaufbau. Pfeiler als Stahlbetonfertigteile, sonstige Decken und Wände im klassischen, robusten Massivbau mit Mauerwerk und Stahlbeton. Mineralische Wärmedämmungen in Dächern und Außenwänden. Verblendmauerwerk, orangerot – weil es ortstypisch und langlebig ist und auf Jahrzehnte weder Pflege noch Unterhalt benötigt. Ergänzend dazu im Bereich des Foyers Fassadenplatten aus dunklem Faserzement. Fenster und Fassadenprofile als Leichtmetall-Konstruktionen. In der Sporthalle liegen die Fenster dreiseitig oberhalb der Prallschutz-Wände. Dadurch kein direkter Einblick in die Halle möglich. Außenliegender Sonnen- und Blendschutz an Süd- und Westseite durch Außenjalousien. Prallschutz in der Sporthalle mit hellen Holzpaneelen. ENERGETIK Der kompakte Baukörper mit seinem sehr guten Verhältnis von Hüllfläche zu Nutzfläche bietet beste Voraussetzungen für das angestrebte Energiekonzept als Passivhaus. Die Fensterflächen ermöglichen solaren Wärmegewinn, die konstruktiv einfachen Wand- und Dachkonstruktionen schaffen alle Voraussetzungen für passive wie aktive Komponenten der Energieeinsparung und -gewinnung. FREIFLÄCHEN Der Entwurf vergrößert den Schulhof wesentlich. So ist genug Raum, die auf Grund der vorgegebenen Höhenlage erforderlichen Modellierungen mit Stufen und Schrägen unproblematisch und interessant zu gestalten. Nördlich, oberhalb der Sporthalle, im außenräumlichen Übergang zum westlich angrenzenden Kirschgarten, entsteht eine Außensportfläche, die z.B. als Rasenplatz gestaltet werden kann. Sie ist eine Ergänzung zum angrenzenden Bolzplatz und kann für Sport und Spiel genutzt werden – auch als vierte „Sporthalle“ im Sommer. Die Fläche ist ideal an das Foyer der Sporthalle und damit an ihre Infrastruktur angebunden und kann so auch für Sport-Events genutzt werden – z.B. für Beachvolleyball oder Spielfeste.